Spezifische Verflechtungsmuster in der japanischen Wirtschaft
By Tom Kuehner
- Release Date: 2003-10-16
- Genre: Economics
Habatsu: ha bedeutet Sekte oder Partei und batsu die Clique. Traditionell sind Japaner Menschen,
welche die Gemeinschaft stark präferieren. Westlicher Individualismus ist in Japan
typischerweise selten zu beobachten.
Einerseits gelten Japaner als egoschwach, andererseits ist die Ausübung von Macht und Autorität
ein weit verbreitetes Ziel und gilt als äußerst erstrebenswert. Diese Disparität löst sich in
den Habatsu auf. Sie sind hierarchisch organisiert, treten jedoch immer als eine geschlossene
Gruppe auf. Ein Habatsu wird meist von einer sozial geschickten und charismatischen Person
geleitet, welche ihre Anhänger um sich schart.
Solche Cliquen bilden sich (wie im Westen auch) vornehmlich durch lokale Nähe: Die Mitglieder
derselben stammen aus der gleichen Dorfgemeinschaft, sind im selben Jahrgang einer
Schule gewesen, befanden sich in einem Semester an der Universität oder fingen zusammen
als Berufseinsteiger in einer Firma an. Das Bilden von Seilschaften ist stark ausgeprägt und
scheint für den Japaner der einzige Weg zum Erfolg zu sein.
Der Ex-Premierminister Kakuei Tanaka ist ein bekanntes Beispiel. Trotz sozialschwacher
Herkunft und nicht vorhandener klassischer Bildung, gelang es ihm durch geschickte Cliquen-
Etablierung zum einflussreichsten Mann des Staates zu werden.
Ein anderes Beispiel sind die Angestellten der mandschurischen Eisenbahn, welche ein nationales
schlagkräftiges Netzwerk bildeten, nachdem sie auf Grund des verlorenen Krieges
(zweiter WK) einflusslos nach Japan zurückkehrten. Hier verteilten sie sich wieder über das
ganze Land, blieben jedoch im ständigen Kontakt und förderten die gegenseitige Entwicklung.
Die Krönung dieser Netzwerk-Idee war die Bildung der Zaibatsu vor dem zweiten Weltkrieg
und die der Keiretsu in der Nachkriegszeit.