Der Hegemon in einer komplexen Welt: Warum inklusive Institutionen für die USA eine Teillösung darstellen können
By Daniel Schmidt
- Release Date: 2008-04-27
- Genre: Political Science
1. Einleitung
Das Ende des kalten Krieg markiert nicht nur in der Ost-West Politik einen Wendepunkt, sondern brachte auch ein neues Machtungleichgewicht in der Welt hervor. Während vormals die Sowjetunion die Macht der USA begrenzen konnte und ein Gegengewicht darstellen konnte, ist ein solches heute nicht mehr gegeben. Laut vielen Experten ist die Machtballung welche die USA heute auf sich vereinigt einzigartig in der Geschichte, manche stellen lediglich das römische Reich als Equivalent gegenüber (vergleiche unter anderem Hybel, 2000; Knothe, 2007 oder Münkler, 2006). Die bisherigen großen Mächte der Welt vertraten ihre Interessen oft aggressiv nach außen, vor allem wenn untergeordnete Staaten die Herrschaft des größten in Frage stellten. Auch die USA sollte in der Lage sein eigene Interessen offensiv zu vertreten, wobei dies durchaus problematisch zu werten ist. Hierbei entstehen nämlich gewaltige Kosten, die auf Dauer die Macht der USA einschränkt.
Das Weltsystem zeichnet sich heute zudem durch eine zunehmende Anzahl von Akteuren aus. Zivilgesellschaftliche Gruppen, multinationale Unternehmen oder weltweit agierende NGOs agieren in einer Zone die den traditionellen Staat vor komplexe Aufgaben stellt. Da die Akteure grenzübergreifend agieren ist es für einen einzelnen Staat häufig nicht mehr möglich über diese juristische Gewalt auszuüben.
In dem folgenden Papier soll geklärt werden, wie die USA mit den beiden Gegensätzen umgeht: Auf der einen Seite als einzige Supermacht zu bestehen, auf der anderen Seite durch neue Akteure vielfach in der Machtausübung auf eine harte Probe gestellt zu sein. Eine mögliche Antwort hierauf wäre eine engere Zusammenarbeit mit sämtlichen Akteuren, was in inklusiven Institutionen, also Institutionen in denen sämtliche Akteure Mitspracherecht haben, geschehen kann.
Die Hauptfrage die gestellt werden soll lautet daher nach den vorherigen Grundüberlegungen: Inwiefern führt die aktuelle Lage der USA zur Gründung von inklusiven Institutionen?
Inklusive Institutionen sind Einrichtungen in denen neben Staaten auch andere Akteure Mitspracherecht haben. Das Entstehen von inklusiven Institutionen soll hier also als unabhängige Variable betrachtet werden, die durch die hegemoniale Interessen und Überlegungen der USA entstehen (abhängige Variable). Als Vorbedingung soll angenommen werden, dass in den letzten Jahren bedingt durch die Globalisierung mehr grenzübergreifende Probleme aufgetreten sind. Selbst der größte einzelne Staat ist nicht in der Lage alles zu lösen, und umso mehr eigenständig gelöst wird desto höher werden die Kosten für das Land und dessen Bevölkerung.
Zunächst wird im ersten Kapitel noch einmal die herausragende Stellung der USA im weltpolitischen Machtgefüge dargestellt. Der zweite Teil soll dann jedoch die Grenzen der Macht aufzeigen, die selbst für die größte Macht der Welt existieren. So kann nicht jeder Konflikt allein mit militärischen Mitteln gelöst werden, wie die Beispiele Irak oder Afghanistan zeigen. Von daher ist es nötig, dass die USA andere Staaten auch durch nicht militärische Strategien auf ihre Seite zieht. Hier wird dann die Theorie des wohlwollenden Hegemon (benevign hegemon) eingeführt, die davon ausgeht dass der Hegemon versucht mit friedlichen Mittel andere Staaten von seinem Weg zu überzeugen..
Ausgehend von der These, dass die USA als wohlwollender Hegemon auftritt, oder zumindest versucht aufzutreten, soll untersucht werden inwiefern die USA überhaupt inklusive Institutionen fördert. Da in den letzten Jahren zunehmend solche Institutionen entstanden sind, wird versucht im nächsten Schritt Gründe hierfür, ausgehend von der Theorie des wohlwollenden Hegemonen, zu identifizieren. Im letzten Abschnitt soll spekulativ vermutet werden wie die Zukunft von inklusiven Institutionen aussehen könnte.